Psychiatrische Fliedner-Klinik in Düsseldorf

Als ich meine Psychiatriepraxis bei Professor Hans-Werner Gessmann im Psychotherapeutischen Institut Bergerhausen durchführte, hatte ich die Möglichkeit, eine deutsche psychiatrische Klinik – das Fliedner-Krankenhaus in Düsseldorf\Ratingen – zu besuchen.

Die Klinik wurde 1973 gegründet. Heute werden hier 18 verschiedene therapeutische Programme durchgeführt. Die Räume der Klinik, in denen die Patienten stationär behandelt werden, sind modern und komfortabel eingerichtet und befinden sich in einem dicht bewohnten Stadtteil Düsseldorfs. Es gibt 160 Plätze für Erwachsene und 15 Plätze für Kinder, auch gibt es mehrere Räume für Entspannungstrainings und freundlich ausgestattete Psychotherapieräume.

In der Fliedner-Klinik soll der Patient nicht von seiner Familie isoliert werden, sondern er soll in seine soziale Umgebung reintegriert werden. Die Einzeltherapien mit den Psychotherapeuten ermöglichen die Umarbeitung der persönlichen Erlebnisse. Daneben finden auch Gruppenpsychotherapien (max. 10 Personen) statt, welche sich bei der Behandlung der sozialen Verhaltungsstörungen am effektivsten erwiesen haben.

Dipl.-Psych. Evgeny Sheronov
Haus Betheda
Wohnhaus Flieder Klinik

Eine komplexe Psychotherapie besteht aus der kognitiven Verhaltensstherapie, individuellen Therapiestunden und Gruppendiskussionen, Kunsttherapie, Arbeitstherapie, Entspannungstrainings und Sport.

Bei weitem nicht alle bemühen  sich um eine psychologische Hilfe, selbst auch dann nicht,  wenn sie körperliche Beschwerden haben. Für die meisten Menschen ist es schwierig, ihre psychologischen Probleme ernst zu nehmen. Aber heute entstehen psychosomatische Störungen aufgrund psychologischer Verursachungen immer häufiger. Das Leben wird immer komplizierter, es gibt immer mehr Schwierigkeiten bei der Kommunikation, immer komliziertere soziale Situationen stellen neue Ansprüche. Es treten oft Situationen auf, die hilflos machen. Es entsteht das Gefühl der Erschöpfung und Angst und auch körperliche Beschwerden. Was zuerst als eine einfache Störung aussieht, kann sich später zu einer schweren Krankheit entwickeln.

Die Düsseldorfer Klinik unterhält eine Notfallambulanz, führt kurz- und langfristige Behandlungsprogramme durch, die die neusten Erkenntnisse aus der Medizinforschung berücksichtigen. Dabei werden psychologische, psychiatrische und unterstützende Therapieformen miteinander verbunden.

Besucherpforte
Unterrichtsraum

Die psychiatrische Fliedner-Klinik wird vom Theodor-Fliedner-Institut und seiner Stiftung unterstützt. Die sozial-therapeutische Arbeit wird für das gesamte Ruhrgebiet geleistet. Verwaltungsdirektor dieser Stiftung ist Herr Prof. Dr. Hans Hildermann. Die Behandlung in der Klinik wird von der gesetzlichen (nicht mehr als 28 Tage jährlich) oder privaten Krankenkasse bezahlt.

Die Haupttätigkeit der Klinik besteht in der psychoanalytischen Diagnostik einschließlich der psychometrischen und neuropsychologischen Untersuchungen. Der Vorteil der Tagesklinik besteht darin, dass der Patient in seiner sozialen Umgebung integriert bleibt, dass er seine gewohnte Lebensweise weiter führen kenn. Auf dem Gelände der Klinik gibt es Möglichkeiten für Spaziergänge und Sport. Einkäufe erledigt man in einem Geschäft, und gemütlich zusammensitzen kann man in einem Cafe. Außerdem sind die Patienten mit Handarbeiten beschäftigt, wie, z. B., das Herstellen der Wetterfahnen, die in die verschiedenen Regionen Deutschlands geliefert werden.

Café Auszeit
Eingang ins Café
Wohnhaus Flieder Klinik

In der Klinik werden Depression, Erschöpfungssyndrome, Unruhe, panische Störungen, Zwangstörung, posttraumatische Stressstörungen, psychosomatische Störungen, Essstörungen, chronische Schmerzen, Drogensucht, Persönlichkeitsstörungen, Psychosen behandelt.

Unter anderem werden folgende Therapieformen genutzt:

  • Psychodynamische Therapie
  • Verhaltenstherapie
  • Psychopharmakotherapie
  • Lichttherapie
  • Familienkonsultationen
  • Relaxationsmethoden
  • Arbeitstherapie
  • Kunsttherapie
  • Sporttherapie
  • u. a.
Therapiegruppe
Therapiegruppe

Die meisten psychischen Störungen sind leichter heilbar, wenn man zu Beginn der Störung nach Abhilfe sucht. Oft wird die Klinik von den Verwandten der Patienten zuerst angesprochen.

Ein Beispiel:

Eine Frau hatte schon vor langer Zeit ihren Mann verloren. Er war an einem Herzschlag gestorben. Die Verwandten hatten sich mit dieser Situation inzwischen abgefunden, und  ihr Leben wurde wieder alltäglich. Die Beziehungen der Frau mit ihren Kindern und Freunden entwickelte sich wieder positiv. Plötzlich, zuerst kaum merkbar, begann Frau A. sich zu verändern. Wenn sie ihren Nachbarn begegnete, konnte sie diese nicht erkennen. Ihre Lieblingsenkelin gratulierte sie nicht zum Geburtstag. Nachdem ihre Geldbörse verschwunden war, wurde sie sehr lange gesucht und endlich von ihren Kindern im Kühlschrank gefunden. Frau A. fühlt sich jetzt hilflos, aber bemüht sich, ihren Verwandten das nicht zu zeigen. Es ist schwierig, sich vorzustellen, was in ihrem Kopf passiert. Frau A. meint, dass sie gesund ist, aber ihre Verwandten haben darauf bestanden, sich an den Hausarzt zu wenden. Der Arzt hat die Patientin in die Fliedner-Klinik überwiesen, um dort ihre beginnende Demenz zu behandeln. Diese Störung kommt bei den Senioren relativ oft vor.

Das dementielle Syndrom  kann verschiedene Ursachen haben. Es kann durch die  Alzheimer-Krankheit hervorgerufen sein. Aber es gibt auch viele ähnliche Krankheiten, die diese Symptome zeigen: kontinuierlich zunehmende Vergesslichkeit und Orientierungsverlust. Einige von diesen Krankheiten sind heilbar. Deshalb hat die gründliche Diagnostik von großer Bedeutung . Sie besteht aus Laboruntersuchungen und psychologischen Tests. Die Therapie besteht in der Regel durch Einnahme der Medikamente, sozialtherapeutische Behandlung und Pflege sowie Beratung.

Für jeden Patienten wird ein individueller Therapieplan entwickelt. Das Ziel der Therapie besteht darin, die existierenden Ressourcen zur Minderung der Krankheitssymptome zu bewahren und zu entwickeln.

Bei der Pflege liegt der Schwerpunkt in der Bewahrung der lebenswichtigen Fertigkeiten. Wenn die Behandlung des Patienten endet und er nach Hause zurückkehrt, muss er für sich selbst sorgen können. Deshalb ist die Arbeitstherapie ein unabdingbarer Bestandteil der Sozialtherapie. Im Laufe der psychologischen Beratungen wird entschieden, wie der weitere Therapieverlauf sein soll. Der Patient kann vielleicht nach Hause zurückkehren, aber er benötigt noch Hilfe bei der Pflege. Wenn es also nötig ist, wird die Pflege zu Hause organisiert.

Depressionen im Seniorenalter sind eine weit verbreitete psychische Veränderung. Den Forschungsergebnissen folgend, leiden etwa 12% Männer und 20 % der Frauen mindestens einmal im Leben daran. Es entsteht eine tägliche Müdigkeit, ein zunehmendes Schweregefühl im Körper, Gleichgültigkeit gegenüber der Zukunft, sowohl  Schlaflosigkeit  als auch übertriebene Schläfrigkeit.

Die Fliedner-Klinik ist auf die Behandlung von Depressionen bei Menschen, die älter als 60 Jahre alt sind, spezialisiert. Diese sind meist ausgelöst durch den Verlust von nahestehenden Menschen und der Aufgabe der Berufstätigkeit. Je nachdem, welchen Charakter die depressive Störung hat und wie stark sie ausgeprägt ist, werden verschiedene Behandlungen durchgeführt:

  1. Verhaltenstherapie

–  Modelbildung von Verhaltenssituationen in einer Gruppe

  1. Training der Gedächtnis– und  Aufmerksamkeitsfunktionen

–  Die Übungen für Gedächtnis- und Aufmerksamkeitentwicklung werden spielierisch durchgeführt, um die Hirnfunktion wieder anzuregen.

  1. Kunsttherapie. Schwerpunkt – Lebensweise.

–  Überwindung der Depressionsymptome.

Bewegungstherapie
Tanztherapie

Die Haupttherapie wird von mehreren anderen Verfahren begleitet. Zur Ergänzung der individuellen Arbeit mit dem Psychotherapeuten werden die Patienten in eine Gruppe integriert und nehmen an therapeutischen Programmen wie Heilgymnastik und Relaxationstherapie teil. Kunsttherapie ist ebenfalls bei der Arbeit mit Sprechstörungen behilflich.

Die Fliedner-Klinik leistet auch Hilfe für Patienten mit Gewichtstörungen. Die Klinik bietet an, die Behandlung als Tagesklinik in Anspruch zu nehmen. Dabei gibt es spezielle Behandlungsprogramme, die die psychologischen Besonderheiten jedes Patienten berücksichtigen. Die Patienten haben die Möglichkeit, in kleinen 8-Personen-Gruppen sich mit den Ursachen ihrer Störung zu beschäftigen. In unserer heutigen Gesellschaft mit einem Lebensmittelüberangebot entstehen auch oft Essstörungen. Übergewicht oder übermäßige Abmagerung sind häufig psychologisch verursacht, und es gelingt nicht, das Gewicht mit Hilfe von Diäten zu reduzieren. Außerdem kann eine massive Gewichtsabnahme wegen des Hungergefühls und der intensiven körperlichen Belastung zur Magersucht führen. Am meisten leiden darunter junge Frauen, die eine Zwangsidee entwickeln, ihr Gewicht kontrollieren zu müssen. Sehr oft wird Anorexie von der Bulimie begleitet. Die Essstörung ist oft mit einem Mangel an Selbstbewusstsein und Schuldgefühl verbunden. Hinzu kommen Probleme in der Kommunikation zu anderen Menschen. Die Behandlung der Essstörungen ist wegen der fehlenden eigenen Motivation des Patienten, die Krankheit zu überwinden, meist schwierig. Die Patienten können sehr oft nicht verstehen, dass die Essstörung die Ursache der Kommunikationsstörung ist. Falls die Essstörung lange dauert, ist es notwendig, einen Psychotherapeut zu konsultieren.

Sporttherapie
Psychologische Beratung
Mitarbeitergruppe

Nach dem ausführlichen Kennenlernen der Arbeit der Fliedner-Klinik  habe ich den Eindruck bekommen, dass die Mitarbeiter der Klinik hochqualifiziert sind. Die psychotherapeutischen Dienstleistungen, die sie bieten, liegen auch auf einem hohen Niveau. Die Mitarbeiter der Klinik erklären, dass das Wichtigste ist, dass der Patient in eine Atmosphäre von Liebe, Sorge und Sicherheit sich geborgen fühlt.  Gerade diese Bedingungen ermöglichen eine erfolgreiche Behandlung der psychischen Krankheiten und Störungen.